Weihnachten in Winzerla, das war alles was es brauchte
Brigitte Günther wohnt seit nunmehr 47 Jahren in der Bertolt-Brecht-Straße in Winzerla. Gerade an die Weihnachtszeit und an den Winter im Stadtteil, wenn hinter ihrem Block alles weiß mit Schnee bepudert war, erinnert sich die Rentnerin gerne. Ihre Erinnerungen haben wir hier für euch aufgeschrieben.
“Mein Mann und ich haben damals bei Zeiss gearbeitet und 1973 eine Wohnung im Neubaugebiet in Winzerla erhalten“, erinnert sich Brigitte Günther. Die Freude war groß, da es mit zwei Kindern in einer Zwei-Raumwohnung in Jena-Nord langsam ein wenig eng wurde.
Mit das erste, an das sich die 82-Jährige erinnern kann, wenn sie auf die Anfänge in Winzerla zurückblickt, sind große Korn– oder Maisfelder, die damals dort standen, wo heute weitere Wohnhäuser stehen. Insgesamt sei es noch ziemlich kahl gewesen und es hatte auch noch nicht so viele Blöcke wie heute gegeben. „Damals gab es außerdem noch keine Spielplätze. Und für unsere Kinder war es daher der allergrößte Spaß durch die Felder zu rennen, fangen zu spielen und sich zu verstecken“, erinnert sich die Rentnerin.
Familienzeit im Schnee
Besonders schön sei dies zur Winterzeit gewesen, wenn alles mit einer weißen Schneedecke bedeckt war. „Hinter unserem Block haben wir so manche Schneeballschlacht geführt und Schneemänner gebaut“, sagt Frau Günther.
Aber dass die ganze Familie nach fast jedem Schneefall freudig mit dem Schlitten die sogenannte Ringwiese in Winzerla hinunter gerodelt ist, weiß die 82-Jährige noch, als wäre es erst gestern gewesen. „Ach das war einfach eine wundervolle Zeit.“ Aber das Schönste nach so einem ereignisreichen Tag in der Winterkälte war natürlich immer zurück in ihre warme Wohnung in der Bertolt-Brecht-Straße zu kommen. “Man hatte es ja nie sehr weit von der Wohnung in die Natur und zurück in seine vier Wände.”
Weihnachten mit eigenen kleinen Traditionen
Knapp 50 Jahre ist das erste Weihnachten in Winzerla für Brigitte Günther nun schon her. Weil das immerhin auch fast genauso viele Weihnachtsfeste sind, fällt es nicht so leicht alles chronologisch richtig zusammen zubekommen. „Weihnachten waren wir eigentlich meistens zu viert in unserer Wohnung. Nur ich und meine kleine Familie. Und das war alles was es brauchte,“ sagt die Rentnerin.
Es gab auch eins, zwei eigene Weihnachtstraditionen, an die Frau Günther gerne zurückdenkt. „Mein Mann hat immer allein den Weihnachtsbaum geputzt. Mit schönen bunten Weihnachtskugeln aus dem Thüringer Wald und mit echten Kerzen. Meine Töchter und ich haben Spritzgebäck durch den Fleischwolf gedreht und zusammen mit Mürbeplätzchen in den Ofen geschoben.“ Als Weihnachtsschmaus gab es Heiligabend immer selbstgemachten Kartoffelsalat mit Rostbrätel oder Würstchen.
Baden zum Weihnachtsfest
Eine Art Tradition, die vielleicht viele kennen und doch ganz unterschiedlich erlebt oder ausgeführt haben, gab es auch bei Familie Günther. Die „Wie-kommen-die-Weihnachtsgeschenke-zu-den-Kindern-Tradition“. Denn wir alle wissen, wie eilig es der Mann mit dem weißen Rauschebart hat, der in einer Nacht alle Kinder auf der Welt beschenken möchte. 😊
Hier war Kreativität gefordert. Für die zweifache Mutter gab es da eine ganz effektive und einfache Lösung: „Ich habe die Kinder immer in die Badewanne gesteckt und gebadet. Und wenn es dann draußen geklopft hat, konnten die zwei gar nicht so schnell aus der Wanne kommen, wie der Weihnachtsmann Zeit hatte“, sagt die 82-Jährige lachend.
Als der Sack mit den Geschenken dann hereingeholt und diese unter dem schön geschmückten Baum gelegt wurden, wurden auch die Kerzen am Weihnachtsbaum angezündet. „Wir haben dann alle „Oh Tannenbaum“ gesungen und den Weihnachtsabend gemütlich ausklingen lassen“, erinnert sich Brigitte Günther.
Neue Weihnachtstraditionen
Das alles ist schon sehr lange her. Alte Weihnachtstraditionen wurden verworfen und neue kamen hinzu. “Ich feire jetzt immer bei meiner Tochter“, erklärt die Rentnerin. Da ihre Tochter auch in Winzerla wohnt und Brigitte Günther weiter in der Bertolt-Brecht-Straße wohnen bleiben möchte, werden wohl noch einige weitere besinnliche Erinnerungen an Weihnachten in Winzerla dazukommen. Denn der Weihnachtsspaziergang durchs weihnachtlich beleuchtete Winzerla gehört für sie einfach dazu.
Mehr über Winzerla
Mehr über Winzerla und die Geschichte des Stadtteils findest du übrigens auch im Winzerla-Buch „Zu beiden Seiten der Wasserachse“, das jenawohnen zusammen mit dem Stadtteilbüro Winzerla anlässlich des 50-jährigen Bestehens herausgegeben hat. Das Buch ist ab sofort im Buchhandel, im Stadtteilbüro Winzerla und – gegen eine kleine Spende – natürlich auch in den Service-Centern von jenawohnen erhältlich. Das gespendete Geld kommt dem Stadtteil zugute.
Hier geht es zur Buchvorstellung und Podiumsdiskussion.
Verratet uns wie ihr Weihnachten am liebsten verbringt. Was darf zum besinnlichen Fest bei euch auf keinen Fall fehlen? Ein bestimmtes Lied, ein liebster Weihnachtsfilm oder eine verrückte Familientradition? Lasst uns einen Kommentar da.
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