50 Jahre Winzerla: Geschichte und Geschichten von Erstbewohnern
Anfang der 70er Jahre zogen Gerhart Liedler, Bernd Lorenz und Günter Storch in den ersten Neubaublock der Hanns-Eisler–Straße in Winzerla. Dort wohnen sie noch heute. Sie treffen sich regelmäßig seit fast 50 Jahren in einem Kellerraum, um gemeinsam bei einem kühlen Getränk über Weltpolitik, Sport und einem ihrer liebsten Themen zu reden – Winzerla. Wir durften Mäuschen spielen.
Die Glockenschläge der alten Dorfkirche hallen dumpf durch Winzerla. Es ist 17 Uhr und drei langjährige Nachbarn finden sich, wie fast jeden Abend um diese Zeit, in einem Kellerabteil in der Hanns-Eisler-Straße ein. “Unser erstes Treffen im Keller hatten wir am 8. Oktober 1971”, erinnert sich der 74 Jahre alte Bernd Lorenz. “Manchmal waren wir sogar zu zehnt hier unten”, ergänzt der 79-järige Gerhart Liedler.
Die drei haben sich recht zeitig nach ihrem Einzug in den ersten Neubaulock in er Hanns-Eisler-Straße kennengelernt. Der erste zog bereits im Dezember 1970 ein, die andern beiden im Januar 1971. “Wir waren alle annähernd im gleichen Alter und auch unsere Kinder verstanden sich gut”, erklärt der 81-jährige Günter Storch. So dauerte es nicht lang und aus Nachbarn wurden Freunde.
Wie die Könige in Frankreich
Freunde, die sich noch heute treffen, um über ihr Leben in Winzerla zu sprechen und an viele schöne Momente zu erinnern. “Die Wohnungen waren der absolute Luxus”, sagt Bernd Lorenz Auch Günter Storch erinnert sich an seine ersten Eindrücke von der Wohnung. “Es gab eine Heizung, warm Wasser, eine Badewanne und eine Einbauküche.” Man kam vom Dorf. Und die Toilette stand wortwörtlich neben einem Misthaufen. “Was meinen Sie wie wir uns über eine Toilette im Warmen mit Spülung gefreut haben. Wir haben uns gefüllt wie die Könige in Frankreich”, witzelt Gerhart Liedler und das Lachen der drei Männer hallt durch den Keller.
Aber nicht nur von den modern ausgestatteten Wohnungen war das Trio und deren Familien begeistert. “Das Besondere an Winzerla ist, dass hier das Dörfliche mit dem Neubaucharme harmoniert”, fasst Herr Lorenz für sich zusammen. Das Dorf gebe dem Neubaugebiet etwas von seinem dörflichen Charakter ab. Gerhart Liedler stimmt zu und verdeutlicht: Vor unserem Block ist das Dorf und hinter uns die reine Natur.” Ein richtiges “Stadt-Feeling” komme da nicht auf. “Ich komme ursprünglich aus dem Thüringer Wald und die Berge, die wir hier von Winzer aus sehen, sind meiner Meinung nach genauso schön”, sagt Günter Storch.
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
Wohl auch aus diesem Grund war es den Dreien, aber auch den restlichen Bewohnern ein Bedürfnis die zu Beginn noch schlammige und kahle Außenanlage etwas herzurichten. “Wir haben es uns draußen schön gemacht”, sagt Gerhart Liedler. Man habe Rasen ausgesät, Geländer und Fenster gestrichen, den Sand auf dem Spielplatz gereinigt, Rasen gemäht, Sträucher, Blumen und Bäume gepflanzt. Darunter auch eine nun 47 Jahre alte Birke. “Ja wir haben viel gemacht. Und das haben wir alles aus unserer Hauskasse bezahlt”, wirft Bernd Lorenz ein. Zu tun gab es immer etwas, und nach und nach wurde es auch vor dem Block heimelig.
Umso schöner seien dann auch die gemeinsamen Festivitäten gewesen. “Gefeiert wurde hier viel”, erinnert sich Herr Liedler. Mehrere Jahre habe man zusammen draußen an- und ab gebraten, gefeiert und vor dem Block das ein oder andere Spanferkel am Spieß zubereitet. Es sei ein großes Glück gewesen, dass es im Haus nie größere Konflikte gegeben habe und man sich immer auf seine Nachbarn verlassen konnte.
„Einmal Winzerla, immer Winzerla“
Ans Wegziehen habe man daher nie gedacht. “Also ich will hier wohnen bleiben, bis es eben nicht mehr geht” sagt Bernd Lorenz bestimmt mit Blick auf den nicht vorhandenen Fahrstuhl. “Wir wollten und wollen hier nicht wegziehen”, sagt auch Gerhart Liedler und ergänzt: “Es passt einfach alles. Und auch mit der Arbeit von jenawohnen sind wir zufrieden.” Günter Storch überlegt kurz und sagt: “Ich bin glücklich, so wie es ist. Einmal Winzerla, immer Winzerla.”
Es ist kurz vor 18 Uhr und die drei Freunde beenden ihren Abend im Keller, um sich raus in den Hauseingang zu stellen und noch ein wenig frische Luft zu schnappen. Und die Glockenschläge der alten Dorfkirche hallen zuverlässig durch Winzerla. “Wir können doch wirklich zufrieden sein”, sagt Günter Storch und seine Wegbegleiter nicken zustimmend in die Nacht.
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