Mit Schrubber und Schlauch in die „Unterwasserwelt“

Natürlich und rein: Dafür steht unser JenaWasser. Möglich machen das modernste Technik und engmaschige Kontrollen. Mitunter aber müssen die Stadtwerke Jena Netze auch selbst Hand anlegen: Mit Schrubber und Schlauch beim jährlichen Großputz im Hochbehälter Drackendorf. Wir waren dabei.

Ich weiß gar nicht, was ich erwartet hatte: Ein schwimmbadartig gefliestes Becken in hellblau vielleicht? Lichtdurchflutete Räume mit Fenstern? Stattdessen empfängt mich im Inneren des Hochbehälters Drackendorf erstmal Dunkelheit und es dauert eine Weile, bis sich die Augen an das Licht gewöhnt haben. Etwa auf halber Höhe befindet sich eine Plattform, an der Strahler befestigt sind. Sie leuchten den unteren Bereich der Wasserkammer hell aus, dort wo sonst das Wasser steht. Die Wände und der Boden sind mit einem Spezialputz versehen, der das Bakterienwachstum hemmt: Aber ausgerechnet in graubraun…??

Mit Gummistiefeln in Jenas größten Wasserspeicher

„Sonst ist hier eigentlich niemand“, erzählt Netzingenieur Christoph Wittich auf unserem Weg die schmalen Wendeltreppen hinab ins Speicherbecken. „Alles läuft vollautomatisch.“ Aus Gründen der Hygiene – schließlich geht es hier um das Lebensmittel Nummer 1 – schlüpfen wir in Gummistiefel und -jacken. Ich ziehe blaue Schutzfolien über meine Schuhe und tauche diese sicherheitshalber nochmal ins Chlorbad: Dann geht’s ganz hinunter auf den Grund des Behälters. Mit 10.000 Kubikmetern Fassungsvermögen in zwei Kammern ist Drackendorf Jenas größter Wasserspeicher. Entsprechend riesig ist der Hochbehälter, 32,5 Meter im Durchmesser, die Decke schließt sich kuppelartig 15 Meter über uns. An den gewölbten Wänden hallen unsere Stimmen gleich mehrfach aus unterschiedlichen Richtungen wider. Eindrucksvoll, fast gespenstisch.

An der Treppe empfangen uns Thomas Ehrhardt und Azubi Philippe-Maurice Huth, eingehüllt in leuchtend weiße Ganzkörperschutzanzüge, Schlauch und Schrubber schon im Anschlag. Sie wollen loslegen. Schließlich werden sie für die Reinigung heute noch bis in den späten Nachmittag hinein brauchen. Zum Einsatz kommt eine Art dünner Feuerwehrschlauch mit Düse. Ich hatte einen Hochdruckreiniger erwartet, aber der verbietet sich hier: Schließlich könnten bei zu viel Druck Schäden am Putz entstehen. „Und hinterher haben wir dann mehr Schwebteile im Wasser als vorher“, erzählt mir Thomas Ehrhardt schmunzelnd.

Großreinemachen einmal im Jahr

„Außerdem ist gar kein hoher Druck zur Reinigung nötig“, ergänzt Christoph Wittich und zeigt nach unten. „Wir entfernen hier nur lose auf dem Grund liegende Eisenpartikel. Die müssen wir schlicht zusammenkehren und wegspülen.“ Erst jetzt fällt mir die braune Färbung des Bodens auf. „Die Eisenpartikel sind völlig unschädlich. Unsere Rohwasserleitungen von den Tiefbrunnen nach Drackendorf bestehen oft noch aus Graugussmetall und sind von innen mit keinem speziellen Material beschichtet. Bei Erhöhung der Wassermenge lösen sich kleinste Partikel und landen dann hier im Hochbehälter. Dort setzen sie sich schnell am Grund ab, gelangen also gar nicht ins Trinkwasser.“

Weil der Behälter normalerweise mindestens zu einem Drittel gefüllt bleibt, könnten sie dort theoretisch ewig liegen bleiben. Aber man weiß ja nie. Und sollte der Wasserstand doch mal weniger als ein Drittel betragen, könnten diese Partikel ausgetragen werden und zu braunen Verfärbungen des Trinkwassers führen. Deshalb setzen die Stadtwerke Jena Netze einmal im Jahr einen solchen Großputz an.

Mit sanftem Druck gegen harmlose Eisenpartikel

Ein Knarzen im Funkgerät der Kollegen – Handyempfang ist hier unten natürlich Fehlanzeige – zeigt uns an: Wasser marsch, es geht los. Sofort ist der ganze Raum mit feinstem Wassernebel erfüllt, in den Lampen tanzen die Tropfen. Mit der Spritze und wenn nötig mit dem Besen rücken die Kollegen nun der Treppe, dem Ein- und Auslass, allen Außen- und Zwischenwänden, jeder Fuge und natürlich Zentimeter für Zentimeter dem komplette Behälterboden zu Leibe.

Die Eisenpartikel lassen sich tatsächlich mit dem Wasserstrahl leicht entfernen. Die braune Masse wird in der Mitte zusammengekehrt und anschließend in den Abfluss entsorgt. Unschädlich ist das Ganze ja. „Früher hatten wir richtig dicke Schichten am Beckenboden“, erinnert sich Wittich. „Schwankende Fördermengen, Stromausfälle an den Pumpen – alles was zu Veränderungen in den Leitungen führt, spült uns die Eisenpartikel in den Behälter. Dass unsere Anlagen inzwischen zuverlässiger arbeiten, zahlt sich hier aus.“

Nach fünf Stunden alles porentief rein

Nach 5 Stunden Arbeit ist die Kammer gereinigt. Danach wird die Wasserkammer zu etwa einem Zehntel gefüllt und das Wasser genauestens untersucht. Erst wenn dieses (wieder) den geforderten Ansprüchen genügt, wird die Wasserkammer in Betrieb genommen.

Die Versorgung der rund 18.000 Haushalte im Süden von Jena und in einigen Holzlandgemeinden wurde unterdessen von der zweiten Kammer des Hochbehälters sichergestellt: Die ist dann nächste Woche mit Großreinemachen dran…

Einen kleinen Einblick gibt euch auch dieses Video. Viel Spaß beim Schauen:

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  1. […] spielen gerne Mäuschen und waren im vergangenem Jahr auch beim jährlichen Großputz im Hochbehälter Drackendorf […]

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