Nachhaltig gärtnern: In der Natur geht es nur gemeinsam allen gut

Die wenigsten Bienen sehen aus wie Maja und Willi. Und die wilde Möhre ist nicht etwa im Mischgemüse zu finden, sondern auf der Wiese: Das alles wissen die Schützlinge von Ines Tonndorf und Marie Himmel ganz genau. Denn in der Kindergruppe des Kleingartenvereins „Am Jenzig“ lernen schon die Jüngsten, wie Gärtnern im Einklang mit der Natur gelingt. Für dieses Engagement gab’s 2019 den Kinder- und Jugend-Umweltpreis von Stadt Jena und Stadtwerken Energie. 

Aus schnödem Rasen wird lebendiger Naturgarten

2017 wandelte der Verein eine „normale“ Rasenfläche neben der „Distelschänke“ in einen Naturgarten um. Nun wachsen auf der Schmetterlingswiese scheinbar wild durcheinander heimische Wildblumen und Kräuter. Gemäht wird hier nur einmal pro Jahr, jeweils im Spätsommer oder Herbst. Ein Eidechsenhaufen aus locker aufeinandergeschichteten Steinen bietet einen warmen Sonnenplatz für Reptilien. Die Igelburg hält für das Stacheltier unter den Nützlingen eine eigens angelegte Steinhöhle bereit. Und im Insektenhotel tummeln sich Wildbienen, Wespen, Schwebfliegen und Käfer. Alles ist liebevoll beschildert.

Gerade wir Kleingärtner sind auf funktionierende Ökosysteme angewiesen. Gleichzeitig bieten unsere stadtnahen Parzellen wichtige Rückzugsorte für Vögel, Insekten und Kleintiere. Das wollen wir bewahren und ausbauen.

Ines Tonndorf, Vorsitzende des Kleingartenvereins „Am Jenzig“

Kindergruppe pflegt und erforscht die Schmetterlingswiese

Auch wenn die Aktivitäten Corona-bedingt derzeit ruhen: Maßgeblich gepflegt und als „Forschungsstation“ genutzt wird der Naturgarten von der Kindergruppe des Vereins. Alle hoffen, dass sich die etwa acht Kinder im Alter von vier bis elf Jahren bald wieder treffen können. Bis dahin übernehmen die Vereinsmitglieder die Pflege der kleinen Anlage. 

Wir wollen den Kindern zeigen, dass leben auch heißt, andere leben zu lassen. Jedes Wesen hat eine Aufgabe und braucht seinen Raum. In der Natur geht es nur gemeinsam allen gut.  

Marie Himmel, Kleingartenverein „Am Jenzig“

Bisher hatte sich die Kindergruppe einmal im Monat getroffen. Dann hieß es nachschauen, was sich auf der Wiese getan hat, Pflegearbeiten erledigen, Samen sammeln und sich den monatlich wechselnden Themen widmen. Zum Beispiel Pflanzen bestimmen, wie die so wichtigen Doldenblütler, zu denen auch die Wilde Möhre gehört. Oder Tiere beobachten, z.B. Wildbienen, von denen es in Deutschland über 550 Arten gibt (und die wenigsten schwarz-gelb-gestreift aussehen). Aber auch Marmelade kochen, Anzuchttöpfchen basteln und Nistkästen bauen standen auf dem Programm. Die Bandbreite der Themen ist groß und der Ideenfundus von Ines Tonndorf und Marie Himmel schier unerschöpflich…

Tummelplatz für Schmetterling, Bienen, Eidechsen und Igel

Besonders wichtig ist es den beiden Frauen, den Kindern Wissen zu vermitteln, Zusammenhänge zu erläutern. Viele dieser Zusammenhänge können die Kinder im Jahresverlauf ihres Naturgartens ganz hautnah beobachten und fast nebenbei begreifen, zum Beispiel…

  • Wie aus einer Brennnessel- und Distelblätter fressenden Raupe ein Nektar suchender Schmetterling wird – und welch unterschiedliche Pflanzen ein nachhaltiger Garten deshalb braucht.
  • Wie quicklebendig es in einem toten Baum zugeht und dass es deshalb lohnt, ein paar wilde Ecken im Garten zu dulden.
  • Dass auch Bienen und Käfer Durst haben und es deshalb in jedem Garten ein paar Wasserstellen braucht.
  • Dass eine ungemähte Wildblumenwiese nicht nur hübsch bunt blüht. Sie liefert auch unterschiedlichsten Insekten Nahrung in Form von Nektar und Pollen. Und sie bietet ihnen einen geschützten Raum zur Eiablage und Brut.
  • Dass eine Wildblumenwiese mit ihren Pflanzensamen und ihrem Insektenreichtum wiederum locken Vögel und Fledermäuse, Igel und Eidechsen anlockt. Und die wiederum zahlreiche Gartenschädlinge wie Schnecken, Blattläuse und Zecken in Zaum halten.

Gemeinsam können wir es schaffen, dass Gärten auch für die kommende Generation mehr Leben bieten als Steine, Kies und ein paar Büsche.

Marie Himmel. Kleingartenverein „Am Jenzig“

Und Sie liebe Leser? Wie halten Sie es in Ihrem Garten: An einem acht Mal im Jahr gemähten Rasen führt ein unkrautfreier Kiesweg vorbei? Oder planlose Wildnis? Oder eine Mischung aus allem? Was tun Sie, um Ihren Garten nachhaltig zu bewirtschaften? Ist Ihnen das Thema überhaupt wichtig?

2 Kommentare

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  2. […] mit Schmetterlingswiese, Eidechsenhaufen, Igelburg und Insektenhotel pflegt dort nämlich die vereinseigene Kindergruppe. Dafür gab’s 2019 den Jenaer Kinder- und Jugend-Umweltpreis von Stadt und Stadtwerken […]

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