Nachhaltig gärtnern (2): So einfach könnt ihr Insekten, Vögeln und Kleintieren helfen

Akkurat gemähter Rasen, unkrautfreie Beete, schnurgerade Hecken, gepflasterte Wege – wenn euch das an euren Garten erinnert, dann solltet ihr dringend aktiv werden. Denn für Bienen, Schmetterlinge, Vögel und Kleintiere sind solche vermeintlich „grünen Oasen“ alles andere als paradiesisch. Die gute Nachricht: Es braucht gar nicht viel, um euren Kleingarten Insekten- und Vogelfreundlicher zu gestalten. Und am Ende habt ihr sogar selbst einen Nutzen davon.

Nützlinge anlocken spart Geld für die „chemische Keule“

Wie das Gärtnern im Einklang mit der Natur gelingen kann, lernen im Kleingartenverein „Am Jenzig“ e.V. schon die Jüngsten. Den 2017 angelegten Naturgarten mit Schmetterlingswiese, Eidechsenhaufen, Igelburg und Insektenhotel pflegt dort nämlich die vereinseigene Kindergruppe. Dafür gab’s 2019 den Jenaer Kinder- und Jugend-Umweltpreis von Stadt und Stadtwerken Energie.

Die besten Tipps der Jenzig-Gärtner für einen nachhaltigen Garten

Doch müsst ihr nicht gleich ein ausgewiesenes Naturgartenprojekt starten, um auf eurer Parzelle Bienen, Schmetterlingen, Vögeln und Kleintieren etwas Gutes zu tun. Wir haben die besten Tipps der Jenzig-Gärtner für euch zusammengetragen. Schon einen Teil der Hinweise zu beherzigen, kann einiges bewirken…

1. Lasst Wiesen erblühen.

Wandelt (zumindest einen Teil) eures Rasens in eine Wildblumen- und Kräuterwiese um. Die sieht (spätestens im zweiten Jahr) viel hübscher aus. Und sie muss nur einmal im Spätsommer gemäht werden (was euch Arbeit spart). Vor allem entwickelt sie sich schnell zum Anziehungspunkt für Insekten und damit auch für Vögel. Selbst ein längerer und mindestens 1,5 Meter breiter Blühstreifen, z.B. am Gartenzaun, reicht für ein lebendiges Biotop. Wählt dafür am besten einen sonnigen Standort mit magerem Boden aus. Den Samen dafür gibt’s im Fachhandel. Und, wichtig: Betretet eure Wildblumenwiese nur selten oder legt euch dafür feste Wege an. So lauft ihr weniger Gefahr, die in der Erde lebenden Insekten aus Versehen zu zertrampeln…

2. Macht in eurem Garten einen Haufen.

… zumindest einen Komposthaufen. Euer eigener Kompost macht Düngen mit Chemie nämlich überflüssig. So einen teuren Kunststoffkomposter braucht es dafür übrigens nicht. Ein aus Brettern oder Europaletten zusammengesetzter Verschlag reicht völlig. Und weil der unten und an den Seiten offen ist, haben auch Insekten, Würmer, Schnecken, Eidechsen und Igel was davon. Um kein Ungeziefer anzulocken, streut ihr einfach regelmäßig etwas Erde über eure Abfälle. Am besten klappt’s mit dem Kompostieren übrigens an einem halbschattigen Standort, denn zum Verrotten braucht es Feuchtigkeit und eine gute Durchlüftung. Achtet beim Füllen auch auf einen guten Mix aus Pflanzenresten (ohne Wurzeln und Blüten), Grünschnitt, gröberem Material (Äste, Zweige) und Haushaltabfällen (Kaffeesatz, Möhrengrün, Apfelkriebse, Obst- und Gemüsereste, Salatblätter etc.; nichts Tierisches, nichts Gekochtes).

3. Totholz macht den Garten quicklebendig.

Bäume verschnitten? Dann stapelt die Äste doch in einer ruhigen Ecke eures Gartens auf (gern auch am Komposthaufen). Altholz zieht Käfer, Wildbienen, Ameisen und weitere Insekten geradezu magisch an. Es dient ihnen als Futter und sie können in Nischen und Löchern (die man auch zusätzlich reinbohren kann) ungestört nisten. Und: Wo Insekten sind, da gibt’s auch Vögel. Ihr werdet staunen, wie es bald in euren (noch lebendigen) Bäumen zwitschert…

4. Durstige Schnäbel brauchen Wasser.

Vögel und – wer hätte’s gedacht? – auch Insekten sind bei Hitze äußerst durstig. Deshalb braucht jeder gesunde Garten eine Wasserstelle. Das kann z.B. ein kleiner Teich sein, der mit duftend-blühender Minze bepflanzt sogar noch hübsch aussieht. Es tut aber auch eine flache Schale oder Schüssel, in die es reinregnen kann. Und wenn es nicht regnet, dann füllt ihr die Schalen eben selbst ;-). Achtet aber darauf, dass die Tränke nicht verdreckt. Und legt Steine ins Wasser: Die dienen als Landeplatz für Insekten und retten ihnen mitunter das Leben.

5. Sonnenplätze ziehen Eidechsen an.

Locker übereinander gestapelte Steine zum Sonnen und Verstecken, sandigen Boden zum Brüten, eine insektenreiche Wiese als Jagdrevier – mehr braucht eine Eidechse nicht zum Glücklichsein. Und das in euren Garten zu integrieren, sollte doch machbar sein!? Wie wär’s z.B. mit einer Beet-Umrandung oder Terrasseneinfassung aus Natursteinen…? Die scheuen Reptilien bedanken sich, indem sie Spinnen, Ameisen, Läuse und Zikaden, aber auch Schnecken und Würmer vertilgen. Wählt einen sonnigen und windstillen Platz aus und betretet die Fläche in der Brutzeit möglichst wenig.

6. Macht in eurem Garten einen Haufen (2).

… und bietet damit Igeln ein Winterquartier. Schichtet Herbstlaub, Reisig und abgeschnittene Pflanzen aufeinander und lasst dieses Gebilde bis Mai unberührt. Sobald im Herbst das Futter für die Nützlinge knapp wird, beginnen die Igel mit dem Nestbau. Ab Mitte November ziehen sie sich komplett zurück und schlafen bis März durch. Bei Schlechtwetter nutzen sie ihr Winterquartier oft noch bis ins Frühjahr hinein als trockenen und warmen Unterschlupf. Ihr wollt die eifrigen Insekten- und Schneckenvertilger dauerhaft im Garten haben? Dann bietet den nachtaktiven Tieren Verstecke für tagsüber an und für nachts einen gut zugänglichen Garten ohne Sturzfallen und ohne chemischen Dünger oder Gift.

7. Mulchen macht vieles leichter.

Auch wenn’s komisch aussieht: Ihr könnt Rasenschnitt, Pflanzenreste oder (gesundes) Herbstlaub als natürliche Mulchschicht über eure Beete und Rabatten verteilen. Das schützt den Boden vorm Austrocknen und dämmt das Unkraut ein. Ihr müsst also weniger gießen, hacken und zupfen. Und weil der Mulch von den Bodenlebewesen allmählich in fruchtbaren Humus umgewandelt wird, könnt ihr auf chemischen Dünger komplett verzichten. Im Winterhalbjahr kann die Mulchschicht auch etwas dicker ausfallen, dann schützt sie die Wurzeln von empfindlichen Pflanzen auch noch vor Frost.

8. Die Mischung macht’s

Achtet bei der Gestaltung eures Gartens auf Abwechslung. Hohe und niedrige Pflanzen, im Frühling, Sommer und Herbst blühende Blumen, schattige und sonnige Zonen, feuchte und trockene Plätze, sandige und nährstoffreiche Böden, geschützte und zugige Ecken – je abwechslungsreicher ein Garten ist, umso näher dran ist er am Vorbild aus der Natur. Und umso attraktiver ist er für Insekten, Vögel und nützliche Kleintiere. Verzichtet auf exotische Pflanzen, die noch dazu oft viel teurer sind als die einheimischen Sorten. Pflanzt mehrjährige Pflanzen und bietet Insekten damit regelmäßig und verlässlich Nahrung. Und achtet bei der Auswahl von Blühpflanzen darauf, dass die Biene & Co. auch tatsächlich was nützen: Neuzüchtungen mit gefüllten Blüten mögen schön aussehen. Nektarsuchenden Insekten haben die aber rein gar nix zu bieten…

9. Seid wild!

Wusstet ihr, dass Brennnesseln und Disteln die Leibspeise von Schmetterlingslarven sind? Und wenn ihr euch mal umschaut in eurem Garten: Gibt’s die da…? Deshalb: Traut euch mehr wilde Ecken in eurem Garten zu! Lasst einfach ein paar Bereiche unbestellt – und nutzt die gewonnene Zeit, um das neue Krabbeln und Fleuchen, Summen und Flattern, Zwitschern und Trippeln in eurem Garten ausgiebig zu genießen…

Jetzt sind eure Tipps gefragt!

Und, was sind eure Tipps für einen nachhaltigen Garten? Gibt’s Erfolge zu vermelden? Womit seid ihr vielleicht auch gescheitert und möchtet anderen Gärtnern abraten? Lasst uns an euren Erfahrungen teilhaben und schreibt uns über die Kommentarfunktion.

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2 Kommentare
  1. Lilly
    Lilly sagte:

    Liebe Sandra Werner,

    Dein Beitrag über nachhaltiges Gärtnern ist inspirierend! Als Bloggerin von mein-pflanzenblog.de finde ich es toll, wie du Insekten, Vögeln und Kleintieren hilfst. Deine Tipps sind einfach umzusetzen und haben eine positive Wirkung auf die Umwelt. Ich teile ähnliche Ansichten auf meinem Blog und freue mich, diese wichtige Botschaft weiter zu verbreiten. Danke für die wertvollen Einblicke und das Engagement für unsere Natur!

    Herzliche Grüße,
    Lilly

    Antworten

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