Die „geborenen“ Klimaschützer von den Stadtwerken
Auch wenn man sich ja ungern selber lobt: Aber in Sachen Klimaschutz haben wir’s irgendwie schon immer gewusst. Bereits in unserer Gründungsurkunde von 1991 verpflichten wir Stadtwerke uns zum Natur- und Ressourcenschutz. Und danach handeln wir bis heute. Ein Rückblick auf 30 Jahre Einsatz für eine saubere Umwelt.
Die Stadtwerke Jena feiern in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Und mit ihm den 30-jährigen Einsatz für nachhaltiges Wirtschaften und mehr Umweltschutz. Am 23. April 1991 hatte der damalige Oberbürgermeister Peter Röhlinger die Stadtwerke-Gründungsurkunde unterzeichnet. Darin fand sich ein für uns bis heute wegweisender Passus: Die Stadtwerke verpflichten sich, ihre Aufgaben „bei weitestgehender Schonung der natürlichen Umwelt und der vorhandenen Ressourcen“ zu erfüllen. Und das tun wir bis heute. Aus Überzeugung.
Stadt und Stadtwerke stellen energiepolitische Weichen
Rückblende. Es waren umweltbewegte Zeiten, diese Wendejahre im Osten. Die Probleme waren offensichtlich und stanken sprichwörtlich zum Himmel: Die brackig-braune, schäumende und in wechselnden Farben schillernde Saale. Die vom Rauch tausender Ofenheizungen ewig trübe Stadtluft. Der schwarze Kohlenstaub auf Fensterbrettern und Fassaden. Die im Talkessel regelrecht festhängenden Abgase von Industrie und Verkehr. Der Strom aus Kohlekraftwerken. Das Ferngas aus Braunkohle.
Jena hatte in Sachen Umweltschutz und sichere Versorgung einiges besser zu machen. Und wollte dafür die energiepolitischen Weichen selbst stellen. Auch deshalb kämpften die Jenaer Stadtverordneten monatelang und mit allen juristischen Mitteln gegen die Treuhandanstalt um das Recht auf eigene Stadtwerke.
Und tatsächlich: Einmal erfolgreich, verlor in Jena niemand Zeit. Im Frühling 1991 wurden die Stadtwerke gegründet. Schon Ende 1991 wurde die Fernwärmesatzung verabschiedet und damit der Ausbau dieser umweltfreundlichen Wärmeversorgung. Keine drei Jahre später war die Fernwärmetrasse von Winzerla über Zentrum und Damenviertel nach Jena-Nord erweitert. Das mit Braunkohle befeuerte Kraftwerk Nord konnte stillgelegt werden. Jena konnte schrittweise aufatmen.
Parallel dazu trieben wir ab 1992 den Anschluss an das europäische Erdgasnetz voran, errichteten ab 1993 die ersten vollbiologischen Kläranlagen und begannen 1994 mit dem Ausbau des Straßenbahnnetzes nach Lobeda. Ein beispielloses Investitionsprogramm.
Erste Energiesparaktionen ab 1994
Doch ging das Engagement der Stadtwerke über diese – sagen wir mal – „groben Maßnahmen“ für saubere Luft, sauberes Wasser und umweltfreundlichen Verkehr weit hinaus. Schon früh holten wir die Jenaer*innen mit ins Boot für den Umweltschutz.
Vertrieblich eigentlich widersinnig, animierten wir die Menschen zum Energiesparen. Und wir unterstützten sie dabei mit Beratung und gezielter Förderung. Bereits 1994 (!) gab es eine erste Ausstellung zur energiesparenden Beleuchtung. Als Dankeschön fürs Erteilen einer Einzugsermächtigung wurden Energiesparlampen verschenkt. Die kosteten damals sagenhafte 40 Mark (!) – was sicher auch ein Grund dafür war, dass sie kaum einer kannte oder verwendete.
Deshalb gingen die Stadtwerke 1996 sogar noch einen Schritt weiter. Im Rahmen der Aktion „Licht light“ erhielten alle Jenaer Haushalte kostenlos eine Energiesparlampe. So wurden rund 40.000 Leuchtmittel verteilt und konnten mehr als 1,5 Millionen Kilowattstunden Strom eingespart werden.
2004 gründeten die Stadtwerke Energie die Klimaschutzstiftung Jena-Thüringen. Das global formulierte Stiftungsziel „Schutz der Umwelt zum Zwecke des Klimaschutzes“ wird seitdem durch die Förderung konkreter Projekte vorangetrieben. Über 750.000 Euro flossen bis heute in verschiedene Maßnahmen von Vereinen, Unternehmen und Initiativen zur Einsparung und zum sinnvollen Umgang mit Energie.
Solarenergie schon 1997 ein großes Thema
Vorreiter waren die Stadtwerke auch beim Thema Sonnenstrom. Service rund um dieses damals noch absolute Zukunftsthema gab es bei uns bereits ab 1997. Dafür arbeitete Energieberater Matthias Stüwe mit der Initiative „Jenaer Bürger für Solarenergie“ zusammen. 1999 legen die Stadtwerke sogar ein Förderprogramm für den Bau von privaten Solaranlagen auf.
Doch (abgesehen von kleineren Pilotanlagen) sollte es noch zehn Jahre dauern, bis die Stadtwerke selbst in die Produktion von Sonnenstrom einsteigen. Ab da ging es allerdings Schlag auf Schlag (eine Auswahl): 2009 geht die PV-Anlage in der Göschwitzer Straße in Betrieb. 2010 eröffnen wir in der Werner-Seelenbinder-Straße die deutschlandweit erste Solarstromanlage auf einem Elfgeschosser. Ab 2011 erzeugt die Solaranlage auf dem Stadtwerke-Haus sauberen Strom. 2014 kommt die Sparkassen-Arena dazu. 2017 der Nahverkehrsbetriebshof. 2020 das Wasserwerk Burgau. Seit 2015 liefert zudem eine Solarthermieanlage in Winzerla Fernwärme aus Sonnenlicht.
2009: Die erste größere Photovoltaikanlage der Stadtwerke in der Göschwitzer Straße. 2010: In der Werner-Seelenbinder-Straße geht die deutschlandweit erste PV-Anlage auf dem Dach eines Elfgeschosser-Hochhauses. in Betrieb 2010: Die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Stadtwerke-Hauses wird errichtet. 2014: Das Dach der Sparkassen-Arena wird mit einer PV-Anlage bestückt. 2020: Das Wasserwerk Burgau wird mit Solarmodulen bestückt.
Ökostrom ab 1999, seit 2013 für alle ohne Mehrpreis
Schritt für Schritt wurde auch unser Strommix grüner. Als eines der ersten Stadtwerke überhaupt bieten wir ab 1999 unter dem Namen energreen ein Ökostromprodukt an. Damals noch mit deutlichem Aufpreis. Trotzdem entscheiden sich schon zum Start 80 Kunden für das umweltfreundliche Angebot.
Mit einem Aufpreis von nur noch 1 Cent pro Kilowattstunde startet Ende 2007 das komplett aus Wasserkraft gewonnene Ökostromprodukt jenaturStrom. Als Reaktion auf die Atomkatastrophe in Fukushima verbannen die Stadtwerke 2011 jeglichen Atomstrom aus ihrem Energiemix.
Und 2013 gehen wir sogar noch einen Schritt weiter: Als erstes ostdeutsches Stadtwerke beliefern wir alle unsere Kunden ausschließlich mit Ökostrom – und das ohne Mehrkosten. Allein dieses Engagement spart jährlich 124.500 Tonnen an CO2-Emissionen. Das entspricht dem Fassungsvermögen von 15.842 Heißluftballonen – jedes Jahr. Gleichzeitig investieren wir für jede verkaufte Kilowattstunde einen festgelegten Betrag in den Ausbau Erneuerbarer Energien. Seit 2013 kamen so mehr als 4,9 Millionen Euro zusammen. Geprüft wird dies alles jährlich durch den TÜV-Nord und bestätigt durch das Siegel „Geprüfter Ökostrom“.
2013: Ab sofort beliefern die Stadtwerke alle ihre Kunden mit 100% Ökostrom. 2013: Ökostrom für alle – das gilt nun auch für die Straßenbahnen in Jena. 2020: Zum sechsten Mal in Folge erhält unser jenaturStrom das TÜV-Siegel „Geprüfter Ökostrom“.
Ab 2007 Wärme und Energie aus Biogas und Biomasse
Neben der Sonne nutzen die Stadtwerke auch Biomasse als Energieträger. Die mit Maissilage, Getreideschrot und Tierdung betriebene Biogasanlage in Jena-Zwätzen erzeugt seit 2007 Strom für 5.000 Haushalte und Wärme für etwa 500 Einfamilienhäuser. Ende 2013 geht gemeinsam mit der Agrargenossenschaft Bucha die Biogasanlage in Zimmritz in Betrieb.
In Hermsdorf ging 2008 ein Biomasseheizkraftwerk in Betrieb. Durch die Verbrennung von Holzhackschnitzeln erzeugte die Anlage Strom und Wärme für die Holzlandregion. Doch infolge drastisch gestiegener Holzpreise musste die Anlage außer Betrieb gehen. Seit 2019 wird sie nun auf Erdgas umgestellt. Es entsteht eine Anlage mit innovativer Kraft-Wärme-Kopplung. Strom und Wärme werden künftig mithilfe dreier erdgasbetriebener Blockheizkraftwerke, einer Wärmepumpe und einer Power-to-Heat Anlage (Strom zu Wärme) erzeugt.
Auf der Zentralen Kläranlage in Jena-Zwätzen entsteht aus Klärschlamm Klärgas, der ebenfalls zur Produktion von Strom und Wärme genutzt wird. Und zwar so erfolgreich, dass die Anlage ihren Eigenbedarf komplett decken kann. Zusätzlich reicht der Strom sogar noch aus, um drei bereichseigene Elektroautos zu laden.
2008: Eröffnung des Biomasseheizkraftwerkes in Hermsdorf. Inzwischen entsteht dort eine innovative KWK-Anlage. 2008: Eröffnung der Biogasanlage in Jena-Zwätzen. 2013: Grundsteinlegung für die Biogasanlage in Zimmritz.
Elektro-Pioniere seit 2011
Und überhaupt, die Elektromobilität. Schon 2011 eröffneten wir die erste öffentliche Elektro-Ladesäule vor dem Stadtwerke-Haus in der Rudolstädter Straße. Da hatte in den USA Elektropionier Elon Musk gerade seine ersten serienreifen Tesla auf die Straßen gebracht.
Inzwischen haben wir in Jena mehr als 50 Ladepunkte errichtet – selbstverständlich alle mit Ökostrom betrieben. Und das Netz wächst stetig. Im Projekt „Elektromobilität für Jena 2030“ haben wir uns gemeinsam mit verschiedenen Akteuren aus unserer Stadt ehrgeizige Ziele gesteckt: In zehn Jahren sollen 10.000 strombetriebene Fahrzeuge in Jena unterwegs sein. Leise, sauber, emissionslos. Und damit ganz im Sinne unserer Stadtwerke-Gründerväter von 1991.
2011: Am Stadtwerke-Haus eröffnen wir die erste öffentliche Ladestation für Elektroautos. 2017: Das Projekt „Elektromobilität für Jena 2030“ startet. 2019: Zum Autokorso am Tag der Elektromobilität stellen wir einen neuen Teilnehmerrekord auf.
Quellen:
Fotografien: Archiv der Stadtwerke Jena (und vorheriger Einrichtungen) sowie Amtsblatt der Stadt Jena, 28.10.1991.
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