Die 8 größten E-Vorurteile in Jena – und was wirklich dahintersteckt

Vorurteile gegen Neues gehören wohl zur Natur des Menschen. Das war schon so, als vor über 130 Jahren das Auto erfunden wurde und Kaiser Wilhelm II meinte, das sei nur eine vorübergehende Erscheinung – er glaube weiterhin an das Pferd.

So höre ich auch in Bezug auf E-Mobilität immer wieder Vorurteile. Grund für mich, bei den E-Experten der Stadtwerke nachzuhaken, was dran ist. Dabei traf ich viele begeisterte E-Autofahrer, die mir glaubhaft vermittelten: Die meisten Vorurteile sind reine Mythen. Deshalb habe ich die 8 größten E-Vorurteile für euch zusammengetragen und aufgelöst.

E-Vorurteil 1: Es gibt zu wenig Ladesäulen
E-Vorurteil 2: Elektromobilität eignet sich nur für kurze Strecken
E-Vorurteil 3:  Elektromobilität ist nicht umweltfreundlich
E-Vorurteil 4: Elektromobilität ist teuer
E-Vorurteil 5: Die Preise fürs E-Laden sind nicht nachvollziehbar
E-Vorurteil 6: Elektromobilität macht keinen Spaß
E-Vorurteil 7: Elektromobilität zwingt das Stromnetz in die Knie
E-Vorurteil 8: Elektromobilität interessiert in Jena niemanden

E-Vorurteil 1: Es gibt zu wenig Ladesäulen

„Die aktuelle Zahl der Ladesäulen passt zur Zahl der angemeldeten E-Autos in Jena. Den weiteren Ausbau treiben wir bedarfsgerecht voran. Ende des ersten Quartals 2021 gab es in der Saalestadt insgesamt 717 E-Fahrzeuge (Hybrid- und vollelektrischer Antrieb). Strom tanken können sie Ende des Jahres in und um Jena an etwa 240 Ladepunkten. Etwa 65 davon werden öffentlich nutzbar sein; 60 sind Privat. In lokalen Unternehmen und dem Gewerbe soll die Zahl der Ladepunkte zum Jahresende bei mindestens 80 liegen. Schon jetzt stehen direkt an unserem Geschäftsgebäude in der Rudolstädter Straße Super-Schnelllader (High Power Charge Ladestationen) zur Verfügung. Eine modernes E-Auto kann hier in zehn Minuten genug Strom für 250 Kilometer Fahrstrecke nachtanken.

In Zusammenarbeit mit Wohnungsgesellschaften der Stadt arbeiten wir daran, praktikable Lösungen für Mieter zu entwickeln. Und der geübte E-Aufofahrer weiß: Öffentliche Ladesäulen sind nur eine Seite der Medaille und dienen eher zum Zwischenladen. Perspektivisch werden bis zu 90 Prozent aller Ladevorgänge am eigenen Ladepunkt zuhause oder an der Ladesäule auf Arbeit verrichtet. “ Andreas Well, verantwortlich für den Ausbau der E-Ladeinfrastruktur in Jena

Ladesäule Eichplatz

E-Vorurteil 2: Elektromobilität eignet sich nur für kurze Strecken

„Das oft beklagte Reichweitenproblem kenne ich nicht. Ich wohne in Erfurt und pendle nahezu täglich nach Jena – was immerhin 110 Kilometer am Tag ausmacht. Seit etwa einem Jahr habe ich meinen vollelektrischen Dienstwagen im Dauereinsatz und inzwischen über 26.000 Kilometer auf dem Tacho.

Mein Fahrzeug ist eigentlich ein Stehzeug – es steht auf Arbeit, es steht zu Hause. Dort habe ich jeweils die Möglichkeit und ausreichend Zeit, um es aufzuladen. Und das ist gar nicht so oft nötig. Lediglich zwei Mal wöchentlich muss ich aufladen – entweder direkt auf Arbeit oder zu Hause an meiner Wallbox.“ Christian Dornack, Führungskraft und begeisterter E-Pendler

Ladesäule SparkassenArena

E-Vorurteil 3:  Elektromobilität ist nicht umweltfreundlich

„Etwa 20 Prozent der deutschen Kohlendioxidemission entfallen auf den Verkehrssektor. Entsprechend ist Elektromobilität ein wesentlicher Baustein, um Umwelt und Klima zu schonen. Elektromotoren stoßen weder CO2 noch andere Schadstoffe aus und sind darüber hinaus komplett geräuschlos unterwegs. Natürlich sind E-Autos immer nur so umweltfreundlich wie der Strom, den sie tanken. An den Ladepunkten der Stadtwerke Energie Jena-Pößneck kann ich gewiss sein, dass ausschließlich Ökostrom in mein Akku fließt.“ Sandra Werner, fährt privat ausschließlich und dienstlich am liebsten E-Auto

Ökostrommobil laden

E-Vorurteil 4: Elektromobilität ist teuer

„Bezogen auf den Neuwagenpreis mag es stimmen, dass es bei rein elektrischen Fahrzeugen noch einen Aufpreis zu herkömmlichen Fahrzeugen gibt. Doch ein entscheidender und oft vergessener Punkt in der Preisdiskussion ist die Betrachtung der Gesamtkosten. Ein Verbrennungsmotor besteht aus über 2.000 – ein E-Motor aus nur rund 250 Bauteilen. Begriffe wie Kupplung, Abgasuntersuchung, Öl-, Zahnriemen- oder Zündkerzenwechsel gehören mit einem E-Auto der Vergangenheit an. Dank Energie-Rückgewinnung gibt es so gut wie keinen Verschleiß der Bremsen. Das führt automatisch zu geringeren laufenden Kosten als beim Verbrenner und ist besonders für Vielfahrer geeignet.

Ein durchschnittliches Elektroauto verbraucht circa 18 Kilowattstunden Strom auf 100 Kilometer. Wenn ich an einer privaten Wallbox lade, kostet das etwa 5 Euro. Ist diese mit einer Solarstromanlage verbunden, halbieren sich die Kosten nochmal. Reine Elektroautos sind sehr Wertstabil, was zu einem höheren Wiederverkaufswert führt und damit weiter die Gesamtkosten senkt. Dank der aktuellen staatlichen Förderung für E-Autos war der Umstieg noch nie so günstig. So kann man ab dem ersten Kilometer finanzielle Vorteile einfahren.“  Christopher Gieb, E-Pendler und voll-elektrischer Fahrer seit 2013

Ökostrom tanken

E-Vorurteil 5: Die Preise fürs E-Laden sind nicht nachvollziehbar

„Die Preise an unseren Ladesäulen haben sich seit 2011 transparent entwickelt. Die ersten sieben Jahre war Stromtanken kostenlos, dann rechneten wir Ladevorgänge pauschal ab. Der Grund dafür: Rechtliche Vorgaben des Mess- und Eichrechts mussten durch die Hersteller von Ladeinfrastruktur erst technisch umgesetzt werden. Dies ist seit Juli 2020 bei uns der Fall. Seit Januar 2021 kostet das Laden an öffentlichen Stadtwerke-Ladesäulen je Kilowattstunde nun 39 Cent, an Schnell-Ladesäulen 49 Cent.

Hinzu kommt eine Startgebühr von 1,99 Euro, um die Kosten für die öffentliche Ladeinfrastruktur zu decken. Wer als E-Autofahrer kein Stadtwerke-Kunde ist, zahlt für die benötigte Ladekarte zusätzlich eine monatliche Grundgebühr in Höhe von 3 Euro. Durch die exakte Abrechnung zahlen E-Autofahrer nur noch das, was sie wirklich tanken. Das kann sogar weniger sein, als die bisherige Pauschale.“ Jan-Michael Fischer, Mitglied im Elektromobilitäts-Team der Stadtwerke Energie

Ökostromtanke

E-Vorurteil 6: Elektromobilität macht keinen Spaß

„Man muss es erlebt haben. Wer einmal das ‚Gaspedal‘ eines Elektroautos durchtritt, der verliert binnen weniger Sekunden jegliche Vorurteile gegenüber elektrischen Antrieben. Die Beschleunigungswerte sind ein absoluter Traum, dazu kommt die komplett geräuschlose Fortbewegung. Elektromobilität ist eine völlig neue und ganz andere Art des Fahrens, es macht einfach Spaß.“ Diana Henze, Bauleiterin, fährt so oft wie möglich einen E-Dienstwagen

jena mobil - wir für Elektromobilität

E-Vorurteil 7: Elektromobilität zwingt das Stromnetz in die Knie

„Sichere Versorgung steht für uns an erster Stelle. Darum begleiten wir das Thema Elektromobilität sehr eng und gestalten es aktiv mit. Schon vor Jahren haben wir die Leistungsreserven unserer 300 Trafostationen in Jena ermittelt und wissen genau, wo wir freie Kapazitäten für Ladepunkte haben und wo wir nachrüsten müssen. 2019 brachten wir ein ‚dynamisches Lademanagement‘ zur Anwendung, das zukünftig in Wohnsiedlungen und Gewerbegebieten eingesetzt werden soll.

Das System erfasst kontinuierlich den Stromverbrauch von Gebäuden und speist nur die Menge Strom in die Ladeinfrastruktur, die der Hausanschluss ohne Überlastung bereitstellen kann. Sinkt in der Nacht der Stromverbrauch, stellt das System den ladenden Elektroautos mehr Strom zur Verfügung. Das sorgt für die notwendige Netzstabilität, wenn eine große Zahl von Elektroautos gleichzeitig geladen wird.“ Marcus Wöckel, Mitglied im Elektromobilitäts-Team der Stadtwerke Jena Netze

Markus Wöckel an E-Ladesäule

E-Vorurteil 8: Elektromobilität interessiert in Jena niemanden

„Nicht nur, dass die Zahlen der angemeldeten E-Autos in Jena sprunghaft ansteigen. In Jena beschäftigen sich nahezu alle lokalen Akteure mit Elektromobilität. Im Projekt ‚Elektromobilität Jena 2030‘ haben wir uns das Ziel gesetzt: In zehn Jahren sollen auf unseren Straßen mindestens 14.000 E-Autos unterwegs sein. Daran arbeiten wir gemeinsam mit der Stadt Jena, dem lokalen Gewerbe, den Wohnungsgesellschaften und verschiedenen Unternehmen der Stadtwerke Jena Gruppe.

Wir denken und setzen Ladeinfrastruktur gemeinschaftlich um. Elektromobilität hält Einzug in alle städtischen Entwicklungskonzepte und Infrastrukturprojekte. Weitere Arbeitskreise widmen sich dem Ausbau der Elektromobilität für das private Gewerbe, die Wohnungswirtschaft und unserem Nahverkehr. Und die Stadt geht gemeinsam mit uns mit gutem Beispiel voran: Schritt für Schritt rüsten wir unsere Dienstwagenflotten auf Elektro um. Dass alle mit uns an einem Strang ziehen, verleiht unserer Vision einer elektromobilen, modernen und sauberen Stadt Rückenwind.“ André Kliem, Projektleiter „Elektromobilität Jena 2030

Und, wie ist es bei euch? Habt Ihr euch bei einem E-Vorurteil wiedererkannt? Oder habt ihr ein weiteres E-Vorurteil, dem wir auf die Spur gehen sollen? Dann her damit – wir sind gespannt!

Übrigens: Alle Stadtwerke-Angebote rund um private und gewerbliche Ladeinfrastruktur findet ihr hier.

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